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Bernhard Jagoda gestorben

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 Eine ganz persönliche Erinnerung von Gerhard Reidt.

Im Laufe des Lebens begegne2012_09_13_GR_1861n uns viele Menschen. Manche vergessen wir sehr schnell, manche gehen uns nie aus dem Gedächtnis, weil wir ein schönes oder auch nicht so schönes Erlebnis mit ihnen verbinden. Bernhard Jagoda war einer der Menschen, der mich schon als Schüler begeistert hat. Wie viele Schulklassen in Hessen, wurden wir von unseren Landtagsabgeordneten in den Hessischen Landtag eingeladen. Damals waren Bernhard Jagoda von der CDU und Albert Pfuhl von der SPD für unseren Wahlkreis im Parlament. Ich kann mich gut an die politische Diskussion der beiden miteinander erinnern. Wir Schüler spielten damals nur Statistenrollen. Beeindruckt hat mich trotzdem, mit welchem Herzblut beide Abgeordneten ihre jeweiligen Standpunkte vertraten. Im Anschluss an den Austausch ihrer politischen Einstellungen, die wir Schüler damals kaum einzuschätzen wussten, gingen beide gemeinsam zum Mittagessen, als ob sie die besten Freunde wären. Das war mein erstes Zusammentreffen mit Bernhard Jagoda.

Für mich aber viel eindrucksvoller war ein Besuch in der damaligen Hauptstadt Bonn. Ich wollte als junger, aktiver Hotelkaufmann den Betrieb meiner Eltern übernehmen und benötigte dazu die Hilfe der Kommune und der Politik. Gerade mal 24 Jahre alt, beabsichtigte ich aus dem elterlichen Betrieb ein Hotel mit 60 Betten zu errichten. In dem Zusammenhang sprach ich u.a. auch Bernhard Jagoda, der mittlerweile Bundestagsabgeordneter war, an. Er setzte sofort Vertrauen in mich und bot mir Jungspund spontan seine Hilfe an. Er wollte für mich und mit mir bei der Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) vorsprechen um mir die entsprechende finanzielle Unterstützung zu besorgen. Wir führten einige Gespräche, für die er mich zu sich nach Hause einlud. Dann organisierte er einen Termin bei der Förderbank. So packte ich zum Termin all meinen Mut zusammen und fuhr eines Morgens nach Bonn.

Dort musste ich ins Abgeordneten-Hochhaus, den sogenannten „Langen Eugen“. Um 10.00 Uhr war ich mit Bernhard verabredet. Natürlich war ich pünktlich am Eingang, bekam meinen Ausweis für das Gebäude und musste auf meinen Abgeordneten warten. Es war ein riesiges Gewusel dort im Haus, ständiges Kommen und Gehen. Dann kam Jagoda aus dem Fahrstuhl und unterhielt sich nebenbei mit einem Kollegen oder Mitarbeiter. Er grüßte mich freundlich und wir fuhren in die 14. Etage in sein Büro. Dabei bekam ich in Kurzfassung einen Einblick in die Arbeit eines Bundestagsabgeordneten. Immer wieder stiegen Leute in den Aufzug ein und Bernhard sprach auch mit ihnen ohne jedoch den roten Faden unseres Gespräches zu verlieren. Sowas nennt man heute Multitasking. Er beherrschte das in Perfektion. 

Oben im Büro angekommen bereitete er sich und mich noch einmal auf den bevorstehenden Banktermin vor und wir fuhren wieder mit dem Aufzug nach unten. Auch dort gab es viele Gespräche mit ständig wechselnden Themen. Der Termin bei der KfW verlief sehr gut. Wir waren sehr gut vorbereitet. Nach dem Termin durfte ich mit ihm zusammen in der Hessischen Landesvertretung zu Mittag essen. Sogar Zeit für einen gemeinsamen Spaziergang am Rheinufer hatte er noch. Am Nachmittag verabschiedete er mich dann und ich fuhr frohen Mutes und  voller Dankbarkeit wieder nach Ziegenhain. Dieser Besuch  bei Bernhard Jagoda hat mich als junger Mensch so sehr beeindruckt, dass ich heute noch gerne daran zurück denke.

Dass dann aus dem geplanten Neubau des Hotels nichts geworden ist, lag nicht an Bernhard sondern an anderen Umständen, die dann letztlich dazu geführt haben, dass ich meinen Heimatort Ziegenhain für lange Zeit verlassen habe um in der Fremde große Hotels zu eröffnen. Wie sagt man so schön? „Der Prophet im eigenen Land zählt nichts“. Aber das ist eine andere Geschichte.

Bernhard Jagoda war einer der Menschen, die mich, seit ich ihn kennenlernen durfte, immer besonders beeindruckt haben. Wir hatten zwar viele Jahre dann keinen Kontakt mehr. Als ich jedoch nach 23 Jahren zurück nach Ziegenhain kam, konnte er sich trotzdem sehr gut an mich erinnern. Es wäre sehr schön gewesen, wenn Gott ihn noch ein Weilchen unter uns gelassen hätte. Aber das liegt nicht in unserer Hand.

Ruhe in Frieden. 

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Ein Gedanke zu „Bernhard Jagoda gestorben

  1. Ein Mann aus dem Volk. Für das Volk. Er war Einer von uns. Stets bodenständig und bescheiden. Freund und Kamerad. Ich habe ihm auch viel zu verdanken.

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